Color - Odor - Sapor
Bei der Auftaktveranstaltung der Amstettner Weinwölfe am 16. Jänner 2025 durfte sich der Vorstand über die Teilnahme von 27 Mitgliedern freuen, die sich zum Thema „Richtig Weine verkosten nach dem COS-Prinzip“ weiterbilden wollten.
Zur Begrüßung im Restaurant Kastner wurde ein Cremant d´Alsace (Schaumwein aus dem Elsass mit ca. 12% Alkohol) gereicht. Bei der Begrüßungsrede von Obmann Jürgen Nobis erfuhren wir, dass der Herbstausflug von 3.10.-4.10.2025 in der Südoststeiermark stattfindet. Nächtigung im Genusshotel Riegersburg.
Die nächste Veranstaltung findet wieder im Restaurant Kastner statt, die Mai- und Juliveranstaltungen gehen im Hotel Exel über die Bühne. Andreas Plappert übernahm die Geschäftsführung des Amstettner 4-Sterne-Hotels Exel. Der 50-jährige gebürtige Ybbsitzer war zuvor 15 Jahre erfolgreich als Waidhofner Schlosswirt tätig.
Nun begann Obmann-Stellvertreter Wolfgang Kienbacher mit der Präsentation zum Thema Color (Farbe) - Odor (Geruch od. Duft) – Sapor (Geschmack). Wein ist ein Produkt, das nicht nur den Geschmackssinn, sondern auch das Auge und den Geruchssinn anspricht. Daher nutzen Weinfreunde gerne das sogenannte COS-Prinzip, anhand dessen ein Wein verkostet wird. Die Reihenfolge dabei: Sehen, Riechen, Schmecken.
Man erfuhr beispielsweise, dass Weißweine mit dem Alter dunkler, Rotweine dagegen im Alter heller werden. Ein dunklerer Weißwein entsteht aber auch durch Ausbau im Barrique. Dem Geruchssinn kommt bei diesem Verfahren die größte Bedeutung zu. Der Geschmack bestätigt nur, was in der Nase schon erkannt wird. Duftaromen können blumig (Blüten), fruchtig (Obst), würzig (Nelke, Zimt), nussig (Wal- oder Haselnuss), vegetabil (grasig, Paprika - Sauvignon blanc) oder pfeffrig sein (GV), Bittermandelnoten haben (Spätburgunder bzw. Pinot Noir) oder Rosenduft (Traminerarten) aufweisen.
Der 1. Wein, welchen wir mit COS bestimmten, war ein Grüner Veltliner „Retzer Züngerl“. Er erstrahlte klar in hellem Gelbgrün, war trocken und hatte leichte bis mittlere Schlieren, was auf eine mittlere Alkoholstärke (13 %) und einen jungen Jahrgang schließen ließ (Jg. 24). In der Nase Pfefferschoten, Grapefruit, Zitrusfrüchte, welche sich am Gaumen bestätigten. Er hatte eine angenehme Säure und einen mittleren Körper. Die Säure eines Weins spürt man an den Seitenrändern der Zunge.
Nächster Wein war ein Riesling Federspiel von Simon Gattinger aus Unterloiben. Große Kirchenfenster im Glas und blasses Gelb ließen auf einen leichten und jungen Wein schließen (12,5 %, Jg. 2023). In der Nase Steinobst, Holunderblüte, am Gaumen anregend mit feinfruchtiger Säure. Dazu gab es Lachsforellencarpaccio auf Burrata mit Rucola und Asia-Sesam-Marinade. Eine sehr harmonische Kombination.
Weiter ging es mit einem Gelben Muskateller vom Mauritiushof (F. J. Gritsch Spitz/Donau). Er erschien im Glas mit mittlerem Gelbgrün und hatte mittlere Schlieren. 12,5% Alkohol und Jg. 2023. In der Nase zu Beginn kraftvoller Duft nach Zitronenmelisse zu dem sich später feine Aromen von Holunderblüte und Jasmin gesellen. Überzeugt durch eine anregende Säure und Sortentypizität. Unwiderstehlich trinkanimierend!
Als 4. Verkostungswein wurde uns ein Sauvignon Blanc vom Weingut Thaller (Vulkanland Steiermark) eingeschenkt. Ein leichter Wein mit 12 % Alc. (Jg. 2023) zeigte im Glas mittlere Schlieren, eine reife Exotik und Stachelbeere sowie Limette in der Nase. Als Speisenbegleiter zu einer Kürbis-Curry-Tomatensuppe mit Algensalat und gebackener Jakobsmuschel ideal!
Der letzte Weinwein war der Chardonnay Butcher (13,0 %, Jg. 2022) vom Weingut Schwarz (Neusiedlersee). Erscheint klar in hellem Gelbgrün, in der Nase weißer Apfel, Mango und Zitrusfrüchte. Mittlerer Körper, lebendig und frisch. Langer Abgang!
Nun gab es noch 2 Rotweine zu verkosten: den Cabernet Sauvignon vom Weingut Scheiblhofer (Jg. 2021, 14 % Alc) und den Pinot Noir (Jg. 2021, Alc. 13,5%) vom Weingut Andreas Gattinger aus Weissenkirchen (Wachau). Der Cabernet Sauvignon zeigte sich in tiefdunklem Violett (bezeichnend für junge Weine) mit deutlichen Schlieren. In der Nase roter Pfeffer und schwarze Ribiseln. Tolle Komplexität, fein abgerundet durch Karamelltöne und Eichentouch.
Dazu gab es die Hauptspeise: Flanksteak bei Niedertemperatur gegart mit Erdäpfelnudeln, Jungblattspinat und Nussbutterschaum. Das Essen und der Wein harmonierten perfekt! Zum Pinot Noir vom Weingut Gattinger gab es noch eine tolle Nachspeise: Dubai-Schokoladenparfait im Zartbitterschokoladenmantel mit Rosa Grapefruit-Mandarinensalat und Orangenhippe.
Ein wirklich toller Auftakt der Amstettner Weinwölfe. Bedanken möchten wir uns noch bei Birgit Aigner für die Stoppelgeldpatronanz.
Roland Aichinger